Die Pfarrerskinder
Dieses Werk kann wohl als eines der künstlerisch ausgereiftesten Kinderdarstellungen des Remscheider Malers gelten. Mit dieser Arbeit griff Hasenclever wie bei den Darstellungen des „Bürgerlichen Lebens“ neben der öffentlichen auch die private Seite der Erziehung auf und stellte sie zur Diskussion. Das knapp querformatige Ölgemälde zeigt das kindliche Spiel eines gut bürgerlichen Geschwisterpaares. In einer Stube des Pfarrhauses haben die Kinder des Kirchenmannes, reichlich versorgt mir Nürnberger Spielwaren, ein Spalier an Häusern, Bäumen und Schäfchen aufgebaut, und spielen Kirchgang. Der Junge, versehen mit Vaters Allonge-Perücke und mächtigem Stock, hat sich als zusätzliches Zeichen seiner Würde das Bäffchen, den geteilten Pastorenkragen eines reformierten Pfarrers, umgebunden und ein gewaltiges Buch, vermutlich die Bibel, unter den Arm geklemmt. Mit zum Himmel gerichtetem Blick schreitet er hoch erhobenen Hauptes äußerst bedeutsam daher.
An seiner Seite geht eingehackt und mit niedergeschlagenem Blick seine Schwester. Auch sie ist mit Hilfe des mütterlichen Hutes und Schleiers in die Erwachsenenrolle geschlüpft und trägt ebenfalls ein allerdings mit zierlichen Verschlüssen geschmücktes Gesangbuch gut sichtbar bei sich. Von der bildflächenparallelen Rückwand aus bewegen sie sich in die imaginäre Straße entlang auf die Kirche zu, die links unten im Bild zu sehen ist und auf die bereits etliche Schäfchen zustreben. Vom Bildrand links überschnitten kann der Betrachter einen großen Papageikäfig erkennen. Rechts vom Tisch gewährt der Maler einen Durchblick in einen weiteren Raum, in dem sich der Pfarrer und seine Frau befinden. Hier wird im Spiel der Kinder die Einfalt der Eltern offenbar. Im vollen Bewusstsein seiner Würde stolziert das Bürschchen ebenso aufgeblasen daher, wie es der Herr Papa wohl üblicherweise tut und in züchtiger Demut begleitet ihn das Schwesterchen mit der kaum verhohlenen Dünkelhaftigkeit seiner Frau Mama. Der Papagei im Käfig und der beschauliche Kaffeetisch im Hintergrund lassen im Zusammenhang mit der Hauptszene noch weitere bedeutsame Schlüsse zu. Dieser Kirchenmann erarbeitet sich das Wort Gottes nicht mit Mühsal und innerer Not und seine Predigten mögen den Leistungen des intelligenten Tieres nicht gar so fremd sein. Doch neben dem Verhalten der Erwachsenen, das hier durch Einblick in die Privatsphäre entlarvt wird, werden diesem Bild auch wesentliche Aussagen zum Privatbereich der familiären Beziehung getroffen, die verbreiteten romantischen Vorstellungen krass entgegenstehen (Zitat Knut Soinè).
Material | Leinwand |
Art | Gemälde |
Maße | 21,50 x 25,00 cm |